Es gibt wohl kaum einen SEKEM-Freund, der länger und intensiver mit SEKEM verbunden ist als Dr. Bruno Sandkühler. Und obwohl er auf vielfältigste Weise präsent ist und sich einbringt, bleibt er bescheiden und wirkt eher im Hintergrund. Bereits 1985, als SEKEM noch weitgehend Vision war, traf er bei Dr. Hans Werner in Niefern Klaus Fintelmann (der die SEKEM-Schule aufbaute und für entscheidende Finanzierungen sorgte) und Ibrahim Abouleish und ließ sich bald darauf in Ägypten, während die beiden über das heutige Farmgelände liefen, von ihm erklären, was er alles vorhabe auf dem Wüstensand. „Nachdem ich erlebte, wie es mit Ägypten in den 1970er Jahren bergab ging, war ich regelrecht dankbar, dass Ibrahim mit seiner Vision etwas für eine positive Entwicklung des Landes unternahm“, erinnert sich der promovierte Orientalist.
Bruno Sandkühler, der Sohn eines der ersten Sprachlehrer der Stuttgarter Waldorfschule, reiste erstmals in den 1950er Jahren als Student nach Ägypten, mit dem Schiff von Genua oder Venedig nach Alexandria. Er hatte während seines Romanistik-Studiums in Paris gegenüber der Moschee gewohnt, wo es kostenlose Arabisch-Kurse gab und sein Interesse für die muslimische Welt geweckt wurde. „Ägypten war damals ein völlig anderes Land, als wir es heute kennen“, berichtet der gebürtige Stuttgarter, der seitdem mehrmals im Jahr mit Studentengruppen nach Ägypten reiste. In Luxor verbrachte er die meiste Zeit im historischen Marsam-Hotel. Schon bei seiner ersten Reise lernte er Sheikh Ali Abd el Rasul kennen, dem das über hundertjährige Gästehaus am Westufer damals gehörte. Viele Wintermonate seiner Rentenzeit verbrachte Bruno Sandkühler in Luxor im Marsam-Hotel und bekam zu seinem 80. Geburtstag – dem 60-jährigen Jubiläum als Gast des Hauses – ein Zimmer geschenkt, das seither den Namen Dr.-Bruno-Zimmer trägt.
Eine große Liebe zum Land am Nil
Angefangen hat die große Ägypten-Liebe schon in der Schule, setzt sich dann mit der Begleitung von Reisen für Studierende fort, mit denen er seine eigenen Aufenthalte und sein Orientalistik-Studium finanzieren konnte. Im Laufe der Jahre wurde er zum Ägypten-Experten, sowohl was die Antike Kultur des Landes angeht, als auch die zeitgenössischen Entwicklungen im Kontext von Politik, Religion und Gesellschaft. Die Liebe zu Land und Leuten verband ihn auch mit seiner ersten Frau Lissy Burges. Die Malerin und Fotografin brachte Bruno Sandkühler zum Fotografieren von ägyptischen Altertümern. Gemeinsam reisten sie, um altägyptische und islamische Kunst zu fotografieren und gründeten mit Lissys Familie und Frank Teichmann den Uni Dia Verlag, der im Internet eine umfassende fotografische Sammlung von Kunstschätzen und Artefakten aus Ägypten, den wichtigsten ägyptischen Museen Europas, sowie aus Griechenland und islamischen Ländern bietet.
Nach dem frühen Tod seiner Frau Lissy kümmerte sich Bruno Sandkühler zunächst um den gerade geborenen gemeinsamen Sohn und wurde als Lehrer an Stuttgarter Waldorfschulen tätig. Er lernte seine zweite Frau Angelika Kranich kennen, mit der er vier weiteren Kindern das Leben schenkte, und reiste bald wieder mit dem von ihm mitbegründeten Unternehmen Marco Polo Reisen in viele Länder der Welt.
Seine Verbindung zu Ägypten und SEKEM brach jedoch nie ab. „Ich habe zwar nie lange Zeit mit Ibrahim verbracht, aber wir hatten ein sehr inniges Verhältnis. Er rief mich oft an, wenn er Fragen hatte oder unsicher war und fragte nach meinem Rat“, berichtet Bruno über die Freundschaft zum SEKEM-Gründer. Dieser suchte Bruno möglichst oft auf die SEKEM-Farm einzuladen, um von ihm und seinem umfangreichen Wissen zu lernen. So war er ein regelmäßiger Gast und Vortragender im Morgenkreis der SEKEM-Gemeinschaft, in dessen Rahmen täglich eine halbe Stunde zu geisteswissenschaftlichen Themen gearbeitet wird.
Zufall oder nicht?
Aber auch in Deutschland zeigte sich Dr. Bruno Sandkühler überaus engagiert für die SEKEM-Vision.
Er war viele Jahre lang Teil des Vorstands der SEKEM-Freunde, hielt Vorträge oder kümmerte sich um die Beziehungen zur Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg.
Heute, mit 93 Jahren, glaubt Bruno Sandkühler nicht mehr an Zufälle. „All die sogenannten Zufälle haben mein Leben entscheidend geprägt“, sagt der Lehrer, Ägyptologe, Fotograf und Reisende. Entscheidend geprägt hat Bruno Sandkühler wiederum die Geschichte der SEKEM-Freunde und viele Entwicklungen in SEKEM, durch sein umfangreiches Wissen, sein beständiges Engagement und seine unaufdringliche tiefe Verbundenheit.
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