Berufsbildung
In der SEKEM Berufsschule (VTC), mit dualem Ausbildungssystem werden mittlerweile acht verschiedene Berufe gelehrt. Junge Frauen und Männer aus der ländlichen Umgebung SEKEMs erhalten einen ganzheitlichen und praktisch orientierten Unterricht, um dem Mangel an qualifizierten Handwerkern in Ägypten entgegenzuwirken. Die Lehrergehälter betragen ca. 2000 €/Jahr. Hierfür suchen die SEKEM Freunde nach Finanzierungsmöglichkeiten.
Die Berufsschule hat aber auch stets Bedarf nach qualifizierten Fachkräften, die beispielsweise die Lehrerfortbildung unterstützen oder beim Ausbau der Werkstätten und Weiterentwicklung der Curricula helfen.
Die Berufsausbildung in SEKEM liegt uns besonders am Herzen, da wir überzeugt davon sind, dass eine gute Ausbildung viele Chancen für die jungen Menschen mit sich bringt und damit Fluchtursachen vorbeugt.
Potentialentfaltung, die sich rumspricht
Nicht ohne Stolz sagt Gamal El-Sayed, Leiter des SEKEM-eigenen Berufsbildungszentrums, dass die Menschen in der Umgebung dank des VTCs (Vocational Training Center) ihre Meinung über die praktische Berufsausbildung geändert haben. Und wenn das einer weiß, dann Gamal El-Sayed, denn er ist seit über 30 Jahren Teil SEKEMs und das Herz der Bildungseinrichtungen. „Anerkennung ernten in Ägypten normalerweise nur prestigeträchtige Studiengänge, auf handwerkliche Berufe wird herabgeschaut, trotz oft besserem Einkommen“, so der Schulleiter. Die Absolventen des VTCs genießen jedoch einen guten Ruf im Umkreis der Farm und können sich einer Festanstellung sicher sein. Es ist bekannt, dass all jene, die ihre Gesellenprüfung in SEKEM ablegen, gut ausgebildet und flexibel sind – sowohl praktisch als auch mental. Dies liegt unter anderem daran, dass die Lehrlinge in SEKEM aus verschiedensten Bereichen Kompetenzen erlernen und durch das „Core Program“ auch kulturell und künstlerisch gebildet werden.
„Am VTC wird den Auszubildenden nicht nur beigebracht, mit Holz, Metall oder Elektrik umzugeben, sondern auch mit dem Leben“, so Gamal, Vater von fünf Kindern. Drei seiner Söhne und eine Tochter absolvierten ihre Berufsausbildung am VTC.
Aktuell werden neun akkreditierte Lehrgänge am VTC angeboten, zu denen u.a. Mechanik, Klempnerei, Schreinerei und Elektrotechnik sowie seit Kurzem die organische Landwirtschaft. Neu dazu kommt ab September diesen Jahres sogar auch eine IT/Netzwerktechnik-Ausbildung. In jedem Jahrgang gibt es eine Klasse pro Lehrgang, die wiederum aus 12 Auszubildenden besteht. Der Ansturm auf die wenigen Plätze ist enorm, trotz äußerst strenger und anspruchsvoller Aufnahmeprüfung. Teil der Prüfung sind unter anderem Rechenaufgaben und ein Diktat. Hierbei fallen immer wieder die immensen Wissenslücken auf, mit denen viele SchülerInnen nach der mittleren Reife aus der Schule entlassen werden. An diesem Punkt übt SEKEM dank des hohen Zulassungsstandard nebenbei einen gewissen Einfluss auf die Schulen der Umgebung aus, da viele Eltern den Wunsch haben, dass ihre Kinder fundiert lernen und nicht nur auf dem Papier Fähigkeiten bescheinigt bekommen – sie wollen, dass ihre Kinder die VTC-Aufnahmeprüfung bestehen. Auch viele Mädchen bewerben sich, denn die Eltern wissen, dass sie am SEKEM-VTC gut aufgehoben sind. So kann man immer mehr junge Frauen in den Werkstätten beobachten, wie sie mit handwerklichem Geschick und Begeisterung zupacken, sogar in Berufen, die üblicherweise nicht von Frauen ausgeübt werden. Die Woche der Lehrlinge am VTC besteht aus vier Tagen Praxisunterricht und zwei Tagen Theorie. Zudem verbringen viele Auszubildende einige Tage auf der neuen SEKEM-Farm in Wahat, um dort ihr Wissen und Können mitten in der Wüste real anzuwenden. So helfen sie beispielsweise dabei, Solaranlagen zu installieren.
Das „Core Program“ ist für alle Lehrlinge verpflichtend, dazu gehören Eurythmie sowie eine Stunde Sport pro Woche, teils wird gemalt, teils gezeichnet. Rund alle zwei Wochen gibt es einen Vortrag mit Gespräch, bei dem zum Beispiel über das Thema Nachhaltigkeit geredet wird. „Das Core Program ist charakterbildend“, erklärt Gamal, „dafür braucht man Budget, zum Beispiel um Musiker aus Kairo auf die Farm zu holen.“
Budget braucht der Leiter des VTCs auch dringend für neue Geräte: Derzeit stehen eine computergesteuerte Drehmaschine (CNC) sowie eine Flächenschleifmaschine, die alle Messer der SEKEM-Firmen schärft, ganz oben auf seiner Wunschliste. An allererster Stelle stehen dort jedoch Fachleute; Menschen, die ihr Handwerk beherrschen und idealerweise pädagogische sowie interkulturelle Fähigkeiten mitbringen, und bereit sind, einige Zeit in SEKEMs VTC zu arbeiten.
Sind Sie selbst Handwerker oder kennen Sie Menschen, die Interesse daran haben könnten, in SEKEM als Berufsbildungslehrer eine Zeit voller kultureller Bereicherung, einzigartigen Gemeinschaftserlebnissen und persönlicher Erfüllung zu verbringen? Wir würden uns sehr freuen, von Ihnen zu hören! Sie können auch zweckgebunden für das VTC und die Berufsbildung spenden – Gamal El-Sayed und die gesamte SEKEM-Gemeinschaft werden es Ihnen danken!