
Yvonne gewährte den SEKEM-FreundInnen einen genaueren Blick hinter die Kulissen und führte sie mental über das Gelände, das sie als „junge Pflanze mit viel Wachstumspotenzial“ beschrieb. Im ehemaligen Gästehaus der Farm, das sich aktuell im Ausbau befindet, werden bereits Kleinklassen unterrichtet. In einem Morgenkreis im Innenhof beginnt für die sechs Kindergartenkinder und die 24 Schulkinder der Klassen 1 bis 6 gemeinsam mit den LehrerInnen der Schultag. Das gemeinsame Mittagessen und Beten bildet einen integralen Bestandteil des schulischen Alltags. Die Kinder kommen primär aus den umliegenden Dörfern Bawiti und Harra mit dem Schulbus auf die SEKEM-Wahat-Farm und genießen hier ein umfangreiches Bildungsangebot. Dieses soll durch diverse Erweiterungen im aktuellen Jahr vergrößert und optimiert werden.

In Planung sind dazu in erster Linie räumliche Erweiterungen, um zukünftig mehr Schülerinnen und Schüler aufnehmen zu können – bis zum Sommer dieses Jahres sollen 15 Kinder pro Klasse unterrichtet werden. Traditionelle Lernmethoden und Fächer sollen noch stärker durch innovative Bildungsansätze ergänzt werden. Fächer wie Eurythmie und Musik, aber auch künstlerisch-gestaltende und handwerkliche Arbeiten im Fach Plastizieren verdienen hier viel Platz, der in diesem Jahr geschaffen werden soll. Der neue Werkraum ist nur ein Teil des geplanten Ausbaus. Ein neuer Sportplatz für vielfältige körperliche Aktivitäten, die weitere Begrünung des Schulhofes mit mehr Schattenplätzen sowie eine Cafeteria mit integrierter Küche sind außerdem im Prozess.

Die Gebäude werden ausschließlich aus nachhaltigen Materialen erbaut. Stampflehm als einer der umweltschonendsten Baustoffe überhaupt, der einen nur sehr geringen Einsatz von Primärenergie erfordert, bildet die Grundlage und wird ergänzt durch die Verwendung erneuerbarer Energien, insbesondere Solarenergie.
Um auch die jungen Generationen ökologisch zu sensibilisieren, braucht es noch mehr ExpertInnen, die die Kinder in entsprechenden Fächern ausbilden. Auch dazu soll die Wahat-Farm alternative Lernräume bieten. Helmy Abouleish: „Der beste Klassenraum ist die Farm, das Dorf, das Feld, der Wald“. Der integrierte Kompostplatz und die Schafherde, die bereits 200 Köpfe zählt, bilden hierfür einen beispielhaften Anfang.

Um den wachsenden Wünschen und Anforderungen in Wahat auf diesen Ebenen gerecht zu werden, hat SEKEM ein großes Interesse daran, das Team zu vergrößern. Insbesondere UnterstützerInnen aus dem Ausland mit Kenntnissen der Waldorf- Pädagogik sind herzlich dazu eingeladen, die neue SEKEM-Farm zu bereichern. Zu diesem Zweck rief Vereinsmitglied Mies Abdallah die SEKEM-FreundInnen dazu auf, das noch junge Projekt im persönlichen Umfeld bekannt zu machen.
Denn eine der größten Herausforderungen im bisherigen Projekt stelle neben den räumlichen Schwierigkeiten vor allem die pädagogische Komponente dar, so Angela Hofmann. Alternative pädagogische Herangehensweisen seien für viele Kinder sowie auch LehrerInnen neu, weshalb es einer individuell angemessenen Heranführung und Förderung bedarf. Doch genau dieser individuelle Blick auf das Potenzial jedes Einzelnen ist eben auch die größte Stärke der SEKEM-Philosophie.