Heldin des Quartals: Pia Weische-Alexa

„Ich mag das Wort „Helden“ nicht.“, stellt Pia Weische-Alexa gleich zu Beginn klar. Sie assoziiere mit dem Wort Perfektionismus, Erhabenheit, Einzelkämpfertum – zu vieles, was sie nicht sein möchte „Niemand ist perfekt und ich bin ganz und gar von Zusammenarbeit, gemeinschaftlichem Tun und Initiativkraft überzeugt“, erklärt sie. Außerdem würde in der Welt gar nichts passieren, wenn wir bloß auf Heldinnen und Helden warten würden. So ist der studierten Pädagogin ein Verantwortungsgefühl für die Welt wichtig, welches sie privat wie beruflich sehr ernst nimmt.

Ende der 1990er Jahre gründete sie mit mehreren Kolleginnen das Freie Bildungswerk Rheinland (FBW), eine staatlich anerkannte Einrichtung für anthroposophisch geprägte Erwachsenenbildung. „Wenn ich eine Heldin nach meinem Empfinden definieren sollte, dann wäre es vielleicht meine langjährige Kollegin Yvonne. Sie hat ein tiefes Gemeinschaftsbewusstsein, ist sehr aktiv im praktischen Tun, ohne dies jedoch zur Schau zu stellen und beherrscht es, sich offen und gleichzeitig gradlinig für einen größeren Sinn zu engagieren“, berichtet Pia.

Gemeinsam etwas für die Welt tun

Eine aktive, den Menschen zugewandte Bildungsarbeit ist für Pia Weische-Alexa bereits seit Kindheitstagen ein Anliegen. „Gemeinsam etwas für die Welt zu tun, das hat mich schon als junges Mädchen begeistert“, so die Mutter von fünf Kindern. Bald kam ein weiterer Aspekt hinzu, der sie seither nicht mehr loslässt: der Dialog zwischen den Kulturen und Religionen. Sie schrieb ihre Diplomarbeit über soziokulturelle Probleme von jungen Türkinnen in Deutschland und beschäftigte sich in diesem Zusammenhang auch erstmals intensiv mit dem Islam. „Die Überwindung des Nationalismus, ohne dabei Kultur zu verlieren; das Wachsen zu einer wahren Menschheitsgemeinschaft mit einem Gemeinwesen, in dem zum Wohle des Ganzen gewirkt wird, das sind Themen, die mich seither beschäftigen“, berichtet Pia. „In SEKEM hat mich beeindruckt, dass vieles von dem bereits gelebt wird.“

Pia Weische-Alexa (Mitte) mit zwei weiteren Vereinsmitgliedern während der SEKEM-Freunde-Reise im Oktober 2023

Die SEKEM-Freundin reiste im Oktober mit einer Gruppe weiterer Vereinsmitglieder nach Ägypten und fand dabei viele Antworten, aber auch Fragen. Ibrahim Abouleish habe gezeigt, wie sinnvolle Entwicklungshilfe aussehen kann, nämlich durch das Schaffen eines gemeinschaftlichen Wirkens, das durch unterschiedliche Inspirationsquellen aus Europa und dem Orient geprägt ist, so berichtet Pia. Die Förderung des eigenen Landes und der Bevölkerung stehe im Fokus von SEKEM, gleichzeitig sei der Blick über die Grenzen hinaus in die Welt gerichtet. „Eine Einladungskultur, wie sie in SEKEM herrscht, habe ich bisher selten erlebt. Wir waren als Gäste stets überall willkommen und wurden wie selbstverständlich in das Gemeinschaftsgefüge integriert“, erinnert sie sich. „Wir können viel von SEKEM lernen, und der Impuls strahlt weit über Ägypten hinaus. Gleichzeitig stelle ich mir die Frage, warum und wie wir Ägypten von Europa aus unterstützen sollen und können“, erklärt das engagierte Vereinsmitglied der SEKEM Freunde Deutschland.

Beherzte Teamplayerin

In Deutschland hat sich Pia Weische-Alexa erst kürzlich sehr intensiv für den SEKEM-Impuls eingesetzt, nämlich bei einer Veranstaltung in Köln zum Thema globale Nachhaltigkeit für Kinder und Erwachsene. Das Freie Bildungswerk Rheinland kooperierte hier mit den SEKEM Freunden und Pia engagierte sich mit viel Mühen und Begeisterung für die Vermittlung und Verständigung zwischen den unterschiedlichen Beteiligten. Gleichzeitig legte sie auch ganz praktisch selber Hand an, indem sie etwa Dattelpralinen für den Verkauf herstellte. Die Anliegen der selbsternannten Anti-Heldin, etwas für den Dialog und das Gemeinwesen zu tun und dabei praktisch in Teamarbeit zu wirken, zeigten sich hier wie ganz selbstverständlich. Dafür danken wir Pia sehr, freuen uns auf vieles weitere Gemeinschaftliche mit ihr und finden, dass sie sehr wohl eine Heldin ist – wenngleich auch vielmehr im Sinne einer beherzten Teamplayerin für das Miteinander anstelle einer kühnen Einzelkämpferin.