Sommerbrief 2021

Liebe Freundinnen und Freunde!

Ein ereignisreiches Halbjahr 2021 liegt hinter uns – gefüllt mit sorgenvollen und freudigen Ereignissen. Sorgenvoll war vor allem die Zeit, die uns in Deutschland und Europe in der persönlichen Weiterentwicklung durch die vielen Begrenzungen der sozialen Begegnungen eingeschränkt hat. Durchaus erfreulich war aber die tatenvolle Arbeit und Entwicklung der SEKEM-Initiative in Ägypten. Auch dort war Vorsicht im Umgang mit der Corona-Infektion geboten, aber die Arbeit und sozialer Austausch fanden tüchtig statt und gaben uns auch Ansporn in unserer Arbeit hier – wenngleich dies nur virtuell erfolgen konnte.

Die gesamte SEKEM-Gemeinschaft mit rund 2000 Menschen ist bisher gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Dank intensiver Gesundheits-Schulungen und -Hilfen sind größere Probleme und Schäden glücklicherweise ausgeblieben. Die Gesundheitsprodukte von SEKEM – besonders zur Prophylaxe von Infektionen – haben sich in der ägyptischen Gesellschaft gut bewährt und zunehmend Einsatz gefunden. Zusätzlich sorgt sich SEKEM um die Gesundheit der eigenen MitarbeiterInnen und hat Eco-Health ins Leben gerufen. Der Gesundheitsdienst ersetzt die bisherigen Krankenversicherungen der MitarbeiterInnen und konzentriert sich auf die langfristige Erhaltung von Gesundheit. Die Mitglieder werden in verschiedenen Lebensbereichen von einem vielfältigen Team aus Fachleuten mit unterschiedlichen Spezialisierungen begleitet.

Auch durch das Projekt der SEZ-Stiftung des Landes Baden-Württemberg „Förderung der Gesundheitskompetenz der ländlichen Bevölkerung im Umgang mit der Covid-Pandemie in den 13 Nachbardörfer der SEKEM-Farm“ wurden viele Gesundheitsprogramme in der Umgebung durchgeführt: Infoveranstaltungen, Trainings von Gesundheitsbotschaftern oder Besuche bei ans Bett gebundenen kranken Menschen durch Ärzte und medizinisches Fachpersonal. Im Zuge dieses zweiten „13-Dörfer-Projektes“ wurden mit Hilfe von Studierenden der Heliopolis Universität zunächst die Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung abgefragt und dann von Fachleuten evaluiert. So wurde auch unser rund 15 Jahre altes Mikrokredit-Programm für KleinunternehmerInnen neu aufgelegt, sodass den Menschen vielfältige Möglichkeiten geboten sind, sich wirtschaftlich zu betätigen und durch eine neue Wertschöpfung vor Ort ihre Einkommenssituation zu verbessern.

Öko-Landbau verbreiten

Für Bauern aus der Umgebung wurden Info-Veranstaltungen zu „Ackerbau und Viehzucht“ sowie zu neuen Arbeitsmethoden des ökologischen Landbaus organisiert. Um Wissensvermittlung von ökologischen Landbaumethoden in Nordafrika geht es ja auch in unserem großen, vom deutschen Entwicklungsministerium geförderten Bildungsprojekt in den Ländern Ägypten, Tunesien und Marokko, das jetzt (Corona bedingt verzögert) richtig ins Laufen kommt. Hier kann unser Verein auch in anderen Ländern viel Hilfestellungen für die praktische Umsetzung ökologischer Landwirtschaftsmethoden geben. Dabei geht es zunächst um die Schulung landwirtschaftlicher Berater, die dann als Multiplikatoren in den Ländern wirken und an verschiedenen Standorten ihr Wissen weitergeben.

Bildung in der Wüste

Auch der Wüstenstandort „Wahat“ nahe der Oase Bahariyya in der westlichen Wüste entwickelt sich rasant zu einer „SEKEM-Farm II“ weiter. Hier wird nicht nur landwirtschaftlich gearbeitet, sondern auch etwas für die kulturelle Bildung der dort arbeitenden Menschen getan. So wurde ein Amphitheater für kulturelle Aufführungen geschaffen, erster Schulunterricht für die Arbeiterkinder eingeführt und sich um die gesundheitlichen Bedürfnisse der Menschen gekümmert. Bald soll hier eine ganze Schule neu entstehen, deren Bau und Organisation unser Verein tatkräftig unterstützen will. Zudem konnten in der letzten Zeit weitere über 100 Hektar Wüstenland mit nachhaltiger Landwirtschaft urbar gemacht werden. Durch die Pivot-Bewässerungsanlagen und mit SEKEM-Kompost wird arider Boden innerhalb kurzer Zeit begrünt und neue Kulturpflanzen können sprießen.

In einem Interview vom Frühjahr 2015 hat der SEKEM-Gründer Ibrahim Abouleish auf die Frage „Wie entstand SEKEM und wo liegen die Quellen der Kraft?“ geantwortet:

„SEKEM entstand aus einer Vision, aus meiner Liebe zu den Menschen und deren Bewusstseinsentwicklung. Diese Liebe ist die Kraft, die mich führt und die Gemeinschaften bildet. Es ist die gleiche Kraft, die uns aus der Erde fruchtbaren Boden machen lässt. Und die gleiche Kraft, die mich morgens begeistert aufstehen lässt. Woher diese Kraft kommt? Vom Leben, vom Lebendigen. SEKEM ist ein Modell für die Lebenskraft, die auch in der Wüste wirkt – dort, wo nichts war. Dort ist die Lebenskraft. Ohne diese Lebenskraft, die der Mensch braucht, um sein Schicksal auf der Erde zu erfüllen, hat die Erde und unser Dasein keinen Sinn. Lebenskraft ist Freude. Die größte Freude, die wir empfinden können, ist jene, die wir haben, wenn wie wir uns dem Sinn des Lebens annähern. Auch wenn viele Erschwernisse und Hindernisse auf diesem Weg liegen. Es ist eine große Freude, dass wir den Sinn des Lebens realisieren. Das gibt uns Kraft zu einem langen, freudigen und gesunden Leben.“

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen, liebe Freunde, auch in diesen angespannten Zeiten viel von dieser Sonnen-durchwirkenden Lebenskraft, um gesund und lebensbejahend die nächste Zeit zu meistern.

Gelegenheit für ein persönliches Treffen – für viele ein langersehntes Wiedersehen, für manche eine erste Begegnung mit den SEKEM Freunden – wird es am 2. Oktober 2021 in Stuttgart geben. Dort wird im Bad Cannstatter Kursaal der SEKEM Tag stattfinden, der als Hybrid-Veranstaltung geplant ist und so ebenfalls virtuell besucht werden kann. Alle Informationen dazu können Sie dem beiliegenden Flyer entnehmen.

Ich freue mich auf zahlreiche Begegnungen mit Ihnen, liebe Freundinnen und Freunde, auf einen interessanten Austausch und ein anregendes Programm!

 

Mit den besten Grüßen und Wünschen

Ihr

Dr. Roland Schaette

(Vorstandsvorsitzender)

Mit Vorstand und Beirat der SEKEM Freunde Deutschland e.V.