Am 27. April fand der SEKEM-Tag 2019 in Stuttgart statt, diesmal zum Thema Partnerschaften und globale Verantwortung. Der SEKEM-Tag wird jedes Jahr vom deutschen SEKEM Förderverein organisiert und bringt SEKEM-Freunde aus ganz Deutschland und Europa zusammen. Mit einem ergänzenden Beitrag von Dr. Hermann Becke, Vorstandsvorsitzender der SEKEM Freunde Österreich.
„Ohne Partnerschaften, die SEKEM von Beginn an in den Kernbereichen Ökologie, Wirtschaft, soziales und kulturelles Leben geknüpft und verfolgt hat, hätte die SEKEM Vision niemals Realität werden können“, ließ SEKEM Geschäftsführer Helmy Abouleish in seinem Vortrag zum Tagesthema verlauten. Er stellte kurz den gemeinsamen Weg der vergangenen 42 Jahre dar und ging dann intensiv auf die SEKEM Vision 2057 ein. Hier präsentierte er die 18 Visionsziele und zeigte dann explizit, dass es sich dabei nicht nur um große Versprechungen handelt, sondern bereits etliche konkrete Projekte umgesetzt werden, die ein jedes dieser „verrückt klingenden Ziele“, so Abouleish, voranbringen wollen.
Gemeinsam kommt man weit
Eines dieser SEKEM Visionsziele aus dem Bereich Ökologie ist beispielsweise, bis 2057 keinen Abfall mehr zu produzieren, also im Sinne einer Kreislaufwirtschaft alles wiederzuverwenden. Wie dies selbst in einem Land wie Ägypten gelingen kann, in dem insbesondere der Plastikmüll unendlich scheint, zeigten der ehemalige SEKEM-Praktikant Florian Mende und die Austauschstudentin Lilli Pohl. Gemeinsam haben sie das Projekt „Precious Plastic“ in SEKEM angestoßen und damit bereits innerhalb kürzester Zeit verschiedene konkrete Möglichkeiten zum Plastik-Recycling umgesetzt. Lebendig und authentisch präsentierten die beiden Studierenden, wie sie sich dafür eingesetzt haben, dass das Bewusstsein für Müll und die Wiederverwendung von scheinbaren Abfällen in allen SEKEM Institutionen immer mehr gefördert wird und wächst – „es gibt mittlerweile sogar Mitarbeitende, die ihren Plastikmüll von Zuhause mit auf die SEKEM Farm zum Recyceln bringen“, so Florian Mende.
Weitere Beiträge, die alle partnerschaftliches Handeln wunderbar repräsentierten, kamen von Wilfried Ulrich, der wiederholt die SEKEM Metallwerkstatt mit seinen Fachkenntnissen unterstützte und von Studierenden aus dem Waldorferzieherseminar Stuttgart, die 2018 in SEKEMs Bildungseinrichtungen hospitierten und einen interkulturellen Austausch unter Einbeziehung des SEKEM Impulses unterstützen. “Informativ, bereichernd, lebendig”, so der Konsens der Besucher des SEKEM Tages im Bezug auf die Programmgestaltung. “Besonders schön war es zu hören, dass die Teilnehmenden den SEKEM Tag als Begegnungstag mit genügend Raum zum Austausch schätzen”, erklärt Waltraud Bandel, Vorstandsmitglied der SEKEM Freunde.
„Wir freuen uns sehr, dass in diesem Jahr unsere Freunde aus den Niederlanden und Österreich, die Vorstände der dortigen SEKEM Fördervereine, Dr. Hermann Becke und Bert de Graaff, nach Stuttgart gekommen sind und damit einmal mehr zeigen, wie wichtig diese unterschiedlichen Formen des partnerschaftlichen Handelns für eine globale Verantwortung sind“, so Dr. Roland Schaette, der Vorstandsvorsitzende der SEKEM Freunde Deutschland. Er betonte auch den enormen Einsatz des Vorstandes und Beirats der SEKEM Freunde, wodurch trotz einiger Hürden im Vorfeld, ein rundum gelungener SEKEM Tag 2019 verwirklicht werden konnte. Sein Dank galt insbesondere Waltraud Bandel, die seit vielen Jahren „das Herz des deutschen SEKEM Vereins ist und sich mit unermüdlichem Engagement für eine globale Verantwortung einsetzt.“ Waltraud Bandel organisierte auch das Podiumsgespräch, mit dem der SEKEM Tag 2019 ausklang.
Ein ergänzender Beitrag von Dr. Hermann Becke zum Podiumsgespräch „Partnerschaftliches Handeln:
Ganz im Sinne des Mottos „Partnerschaftliches Handeln“ finde ich es wunderbar, meine Sicht zu dem Podiumsgespräch beitragen zu dürfen. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten, die man beim SEKEM-Tag an einem Tisch zu einem gemeinsamen Gespräch versammelt hatte, waren klug ausgewählt: Unter der kompetenten Gesprächsführung von Dr. Martin Kilgus (SEKEM-Stiftung Stuttgart) diskutierten mit Helmy Abouleish, Dr. Manal El-Shahat von der Universität Stuttgart, die mit ihren Studierenden Exkursionen nach Ägypten macht und Margarete Leber, Dozentin der Freien Hochschule Stuttgart, die ihre Studierenden für Auslandsaufenthalte vorbereitet. Außerdem Dr. Frederic Stephan, ein Vertreter der Stadt Stuttgart, der für die Außenbeziehungen und die Städtepartnerschaften zuständig ist, sowie Florian Mende, ein ehemaliger SEKEM-Praktikant, der die Arbeitsweise in SEKEM persönlich erlebt hat. Alle berichteten aus ihren beruflichen Erfahrungen und waren einig darin, dass ein Sprichwort der Aborigines die Bedeutung von Partnerschaften sehr gut und plakativ zusammenfasst: „“Wenn Du schnell gehen willst, geh’ alleine. Wenn Du weit kommen willst, geh’ gemeinsam.”Oder wie es Helmy Abouleish ausdrückte: „In einer Partnerschaft geht es darum, dass ich mich selbst verändere und nicht die anderen verändern will.“ Und als aus dem Publikum gefragt wurde, wie SEKEM mit dem Scheitern von Partnerschaften umgehe, antwortete Helmy Abouleish: „Scheitern gibt es nicht – Fehler sind Katalysatoren für neues Lernen.“
Und zum zentralen Thema der Partnerschaft passte es auch wunderbar, dass sich bereits am Abend vor dem SEKEM-Tag und sowie am darauf folgenden Tag die europäischen SEKEM-Vereine zu intensiven Beratungen zusammengefunden hatten, um über große gemeinsame Vorhaben zugunsten SEKEMs zu beraten, die nur partnerschaftlich bewältigt werden können – ganz im Sinne dessen, was zum Selbstverständnis von SEKEM und der europäischen Vereine gehört und auf SEKEMs Webseite so überschrieben ist: Business ist unmöglich ohne Beziehungen! Und weiter: Die SEKEM Freunde bauen eine Brücke zwischen Europa und der ägyptischen Initiative und fördern die SEKEM Vision.
Der deutsche SEKEM-Tag hat wiederum dazu beigetragen, dass wir weiter an diese Aufgabe erfolgreich arbeiten konnten.
Dr. Hermann Becke, Vorstandsvorsitzender der SEKEM Freunde Österreich