„Dank der Zusammenarbeit mit SEKEM hat sich mein Traum erfüllt, ein Projekt mit Ägypten umzusetzen.“, berichtet Dr. Erwaa Bishara. Die Ägypterin zog im Jahr 2002, als sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Forschungsinstitut der Atom-Energie-Behörde gearbeitet hat, für ihr Promotionsstudium im Fach der Physikalischen Chemie nach Deutschland. Während ihrer ersten Monate lebte sie in einer Gastfamilie in Mannheim, welche sie fragte, ob sie SEKEM kenne. Die ehemalige Stipendiatin, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit dem Namen der ägyptischen Initiative vertraut war, erfuhr in dem Gespräch von der Verbindung zwischen SEKEM und den Produkten der Marke „iSiS“, die sie zuvor alltäglich in Ägypten konsumiert hatte.
Einen persönlichen Kontakt zu SEKEM konnte sie erst zehn Jahre nach ihrer Promotion in Deutschland knüpfen. 2019 lernte die nun in Stuttgart ansässige Chemikerin Magdy Abdallah, Vorstandsmitglied der SEKEM Freunde Deutschland, auf einer Messe zum 40-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Kairo kennen. Durch den Austausch erfuhr sie von SEKEMs Vision und hielt von nun an den Kontakt zum Verein aufrecht.
Erwaa Bishara ist Vorstand und Mitgründerin des Vereins WiN-Global – Wissenstransfer für Globale Nachhaltigkeit e.V. sowie aktives Mitglied in verschiedenen gemeinnützigen Vereinen, wie dem Solar Learning e.V., mit dem sie bereits Projekte in verschiedenen afrikanischen Ländern begleitete. Durch ihre Tätigkeit für den Solar Learning e.V. kam ihr Wunsch nach einem Projekt mit ihrem Heimatland Ägypten wieder auf, diesen Traum hatte sie schon während ihrer Promotion gehabt.
Kultur und Bildung im Fokus
Die erste Zusammenarbeit mit den SEKEM Freunden Deutschland fand im Zusammenhang mit der Projektausstellung „Adieu Plastiktüte“ statt. Dieses Projekt hat die Ägypterin im Museum der Alltagskulturen mit dem Verein Forum der Kulturen Stuttgart, der sich in vereinsübergreifenden Projekten für die Stärkung bürgerschaftlichen Engagements einsetzt, mitgestaltet. In dem Projekt wurde SEKEMs vorbildlicher Einsatz im Umgang mit dem hohen Plastikmüllaufkommen in Ägypten thematisiert.
Kurz darauf kreuzten sich die Wege von Erwaa Bishara und SEKEM erneut. Gemeinsam mit dem Verein Solar Learning kontaktierte sie verschiedene Schulen in Ägypten, um Kooperationen für Bildungsprojekte im Bereich erneuerbare Energien vorzuschlagen. In diesem Rahmen nahm Erwaa Bishara Kontakt mit der SEKEM-Schule auf und besuchte die Farm vor Ort gemeinsam mit ihrer Tochter. „Ich war fasziniert, wie harmonisch Institutionen wie die SEKEM-Schule, der Kindergarten oder das Medical Center, die wichtige Dienstleistungen für die Dorfbewohner anbieten, auf der Farm integriert sind“, erinnert sie sich.
Solar Learning Kits
Im Austausch mit der Berufsschule der Farm entstand die Idee, das Projekt „Solar Kits“ durchzuführen, das die Sensibilisierung von SchülerInnen im Umgang mit erneuerbaren Energien fördern und diese für Berufsmöglichkeiten in dem Bereich begeistern soll.
Nach einer einjährigen Planungsphase des Projekts konnte es im Juni 2022 erfolgreich an den Berufsschulen umgesetzt werden
Mithilfe der Solar Kits führten die SchülerInnen zahlreiche Übungen durch und setzen eigene Projektideen um, wie beispielsweise eine solarbetriebene Bewässerungsanlage für Kleingärten oder solarbetriebene Fernsteuerungen für Autos.
Erwaa Bishara trifft sich regelmäßig mit Magdy Abdallah und Michel Sinn, Vorstand von Solar Learning, und den Schulgruppen in Online-Meetings, um Fortschritte und offene Fragen zu besprechen. „Ich finde es großartig, den SchülerInnen anhand praktischer Beispiele zu demonstrieren, dass Solarenergie für mehr als nur das Betreiben von Wärmepumpen eingesetzt werden kann“, erklärt sie. Für das Jahr 2023 ist bereits ein mobiles Projektlabor in Kooperation mit der Heliopolis Universität in Planung. Dieses soll den SchülerInnen der umliegenden 13 Dörfer sowie in anderen Regionen Ägyptens zugutekommen, damit auch diese von den Erfahrungen mit den Solar Kits profitieren.
Neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit als Bildungsreferentin für nachhaltige Entwicklung hat sie ihren eigenen Verein WiN-Global e.V. gegründet, in dem sie diverse Bildungsprojekte zu den Themen Biodiversität, nachhaltiger Konsum und Klimaschutz umsetzt.
SEKEM hat für Erwaa Bishara einen Vorbildcharakter, denn die Initiative zeige, dass man nachhaltige Veränderungen durchsetzen und gleichzeitig viele Menschen erreichen kann. „Ich bin stolz, dass es eine ägyptische Initiative wie SEKEM gibt, die bedeutungsvolle Projekte umsetzt und auf nachhaltige Ziele hinarbeitet“, reflektiert die Bildungsreferentin. Und nicht zuletzt hat die Zusammenarbeit mit SEKEM ihr ermöglicht, ihren langjährigen Traum der Projektarbeit in Ägypten zu verwirklichen.